Artikel aus der Borkener Zeitung 24.06.2017

Mit Freunden ein Instrument erlernen
Erste Orchesterschüler ziehen Bilanz

Neuland hatte die Musikkapelle Heiden im Sommer 2013 betreten, als sie mit der örtlichen Mariengrundschule kooperierte und ein Jahr später die Orchesterschule gründete.
Durchschnittlich 25 Zweitklässler pro Jahr erlernen seither ein Instrument. In wenigen Tagen nun verlässt der erste Jahrgang der Orchesterschüler die Grundschule. Zu ihnen gehören Thorben, Jan, Daniel und Anna. Die BZ traf sich mit den musikalischen Viertklässlern und ihren Eltern, um zu hören, welche Bedeutung das längst noch nicht alltägliche Angebot für sie hat.
„Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass Thorben das Geigenspiel erlernt“, steht für seine Mutter Tanja Osterholt fest. Sie freut sich daher, dass ihr Sohn in der ersten Klasse die Chance bekam, sämtliche Instrumente kennenzulernen. „Die Geige klingt am Schönsten“, sagt der Zehnjährige – nach wie vor davon überzeugt, sein Instrument gefunden zu haben.

An fünf Instrumenten bildet die Orchesterschule Zweitklässler aus: „Blockflöte, Klarinette, Trompete, Geige und Gitarre“, zählt Wolfgang Harke auf. Er kümmert sich als zweiter Vorsitzender um die Zusammenarbeit mit den fünf Musiklehrern, die die Orchesterschule beschäftigt. Diese stellt den Zweitklässlern außerdem die Instrument zur Verfügung, zum Beispiel die „halbe“ Geige, über die Thorben anfangs den Bogen strich, oder die kindgerechte Trompete, der Jan seinerzeit die ersten Töne entlockte.

„Eine tolle Sache“, findet dessen Vater Friedhelm Hellerhoff. Schließlich sei das Interesse von Kindern an Dingen oftmals nicht von Dauer. Nicht so bei Jan. Der zehnjährige wechselte bereits ins Ausbildungsorchester der Musikkapelle. Und er zog seinen Freund Daniel mit. Denn der griff, wie er berichtet zur Trompete, „weil Jan die auch spielt“. Ein weiterer Pluspunkt des Angebots, meint seine Mutter Astrid Becker. „Die Kinder erlernen ein Instrument gemeinsam. Sie finden dabei Freunde und haben alles vor Ort“, sagt sie und freut sich, dass ihr Sohn auf diese Weise zu seinem Hobby kam.
Kerstin Höing stimmt dem zu. Sie hat bereits die nächste Generation der Orchesterschüler zu Hause. Tochter Anna versuchte sich zunächst auf der Klarinette. „Doch das war nicht so meins“, stellte sie fest und wechselte zum Saxofon. Ihr Bruder Felix (7) hingegen findet derzeit Gefallen an der Trompete. „Die ist schön laut“, sagt er verschmitzt. „Sie hört sich schön an“, korrigiert ihn seine Mutter.
Doch egal ob Trompete, Geige, Klarinette oder Saxofon. In einem sind sich die Viertklässler im Rückblick auf ihre Grundschulzeit einig: „Musik war das beste Unterrichtsfach“.
Dirk Föcker, Vorsitzender der Orchesterschule, hört es gern. Ebenso freut ihn, dass rund zwei Drittel der Kinder ihren Unterricht fortsetzen – die einen in einer Musikschule oder bei privaten Lehrern, die anderen im Ausbildungsorchester der Musikkapelle Heiden. In diesem haben junge Musiker dieWahl zwischen acht Instrumenten, zum Beispiel auch dem Schlagzeug und dem tiefen Blech. Insbesondere bei den Bläsern gebe es häufiger mal einen Wechsel. „Doch die Zeit in der Orchesterschule ist keine verlorene Zeit“, sagt Föcker. Das Rhythmusgefühl und die Noten, die die Kinder dann lesen könnten, würden es ihnen erleichtern, ein anderes oder ein weiteres Instrument zu lernen.